Gegenwärtig ist ein deutlich wachsendes öffentliches Interesse an der Thematik von Sterben und Tod festzustellen. Dies zeigt sich auch in einer steigenden Anzahl von literarischen Sterbeberichten: Immer mehr Schriftsteller:innen schreiben ein letztes Buch über ihre (tödlichen) Erkrankungen. Dabei bringen sie nicht nur ihren individuellen Sterbeprozess, sondern auch gesellschaftliche Bedingungen und Muster des heutigen Sterbens zur Darstellung.
»Ein letztes Buch« versammelt Auszüge aus neun literarischen Sterbebüchern, die vorwiegend in den 2010er-Jahren erschienen sind, einfühlsam kommentiert und mit einer ausführlichen Einleitung von der Herausgeberin Corina Caduff.
In der Sterbephase beansprucht der erkrankte Körper besonders viel Aufmerksamkeit. Dementsprechend setzen sich die Autor:innen mit Schmerz auseinander, sie erörtern die pflegerische Betreuung und stetig wechselnde medizinische Maßnahmen. In den meisten Texten kommen die existenziellen Ängste vor dem Sterben und vor dem Tod zur Sprache, aber auch Fragen zur Ambivalenz zwischen Lebenwollen und Sterbezuwendung. Die Autor:innen beschäftigen sich grundlegend mit dem Sinn des Lebens und des Sterbens. Sie bieten Lebensrückschauen mit autobiografischen Schlüsselszenen, im Bemühen, dem Leben eine erzählbare Kohärenz abzugewinnen; sie analysieren die gut meinenden Ratschläge von Bekannten und geben ihrer Sorge um zurückbleibende Angehörige und Freund:innen Ausdruck. Oft werden zudem verschiedene spirituelle Ausrichtungen verhandelt, verbunden mit der radikalen Ungewissheit eines »wohin«.
Tatsächlich bringt die autobiografische Sterbeliteratur nicht nur individuelle Sterbeprozesse, sondern auch gesellschaftliche Bedingungen zur Darstellung: Wie stirbt man, wenn man sich zeitlebens kaum mit dem Tod auseinandergesetzt hat, weil unsere Kultur ganz auf das Diesseits ausgerichtet ist? – So loten die Autor:innen ihren Sterbeprozess inmitten unserer Gesellschaft aus und tragen eindrücklich dazu bei, das Reden darüber zu erleichtern.
Podcast »Das letzte Stündchen« mit Gast Corina Caduff
Podcast »Das letzte Stündchen« mit Auszug aus Buch (Audio)
Mit je rund 25-seitigen Auszügen aus folgenden Büchern,
jeweils eingeführt und kontextualisiert durch Corina Caduff:
Christoph Schlingensief [2009]: »So schön wie hier kanns im
Himmel gar nicht sein – Tagebuch einer Krebserkrankung«
Deutscher Film- und Theaterregisseur, Autor und Künstler (1960–2010)
Christopher Hitchens [2013]: »Endlich – Mein Sterben«
Britisch-US-amerikanischer Autor, Journalist, Literaturkritiker (1949–2011)
Cory Taylor [2018]: »Sterben – Eine Erfahrung«
Australische Schriftstellerin (1955–2016)
Jenny Diski [2016]: »In Gratitude«
Englische Schriftstellerin (1947–2016)
Péter Esterházy [2017]: »Bauchspeicheldrüsentagebuch«
Ungarischer Schriftsteller (1950–2016)
Michael Paul Gallagher [2016]: »Into Extra Time – Living Trough the
Final Stages of Cancer and Jottings Along the Way«
Irischer Jesuitischer Theologe, Dozent und Autor (1939–2015)
Paul Kalanithi [2016]: »Bevor ich jetzt gehe«
US-amerikanischer Neurochirurg und Autor (1977–2015)
Julie Yip-Williams [2020]: »Das Wunder vom Leben und Sterben –
Ein bewegendes Memoir voller Hoffnung und Kraft«
US-amerikanische Juristin und Autorin (1976–2018)
Ruth Schweikert [2019]: »Tage wie Hunde«
Schweizer Schriftstellerin (*1964)
Der Verlag bedankt sich für die grosszügige Unterstützung beim GKB BEITRAGSFONDS und bei Gloria Grathwohl.
»Wer sich der Erlebenswelt von Sterbenden annähern und sie verstehen will, findet in dem Band Anregungen und Anschauungsmaterial, die zu bedenken sich lohnen kann.« Heinz Rüegger, Bref
»Die Lektüre ist auch für noch Fitte aufwühlend und kann zu einer tiefen Dankbarkeit gegenüber dem Leben führen und zu kreativeren Umgangsweisen mit sich und der Welt.« Beat Steiger, Seniorweb > ganzer Beitrag
»Alles in allem eine fundierte und anregende Vorstellung unterschiedlichster Perspektiven [...], die gerade in einer alternden Gesellschaft von hoher Relevanz ist.« Johannes Queck, ekz.bibliotheksservice
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