Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck nennt Helmuth Plessner (1892–1985) einen »Philosophen der Freiheit«, was diesem vielseitigen Philosophen sehr entsprochen hätte. Allem Radikalismus abgeneigt, dachte Plessner radikal und fasste die Probleme an der Wurzel; er beschäftigte sich mit Politik, Liebe und Leidenschaft so kritisch wie mit Unsterblichkeitswahn und »Unmenschlichkeit«.
Von der Geborgenheit in der Belle époque vor 1914 über den Karrierekampf während der Weimarer Republik (ohne Chance als Halbjude) ins holländische Exil gezwungen, wurde der beherzte Denker von Widerstands-Studenten versteckt und kam in der Bonner Republik zu einer eigentlichen Traumkarriere.
Stets dem liberalen Denken und dem Verantwortlichkeitsbewusstsein verpflichtet, entwickelte er eine Philosophie von überwältigender Souveränität: Maßlosen Hoffnungen begegnete Plessner mit Skepsis, unrealistischen Rezepten mit kühler Analyse, simplem Populismus mit Verachtung.
In seiner engagierten Biografie »Helmuth Plessner – ein deutscher Philosoph zwischen Kaiserreich und Bonner Republik« gelingt Christoph Dejung ein fesselndes Porträt dieses Philosophen der Demokratie.