Die 43-jährige Ana kommt nach einem Bürgerkrieg durch das heimliche Lesen eines Briefwechsels den Todesumständen ihres Mannes immer näher.
2005, in einem Land, in dem von 1990–1995 ein Bürgerkrieg getobt hat: Zwei hohe Offiziere, die einst in derselben Armee gedient, im Krieg aber auf verschiedenen Seiten gekämpft hatten, werden als Kriegsverbrecher angeklagt und an das Internationale Tribunal in Den Haag ausgeliefert. Dort freunden sie sich an, da sie Vieles verbindet: die Vergangenheit, die Sprache, das Alter, nicht zuletzt die drohende Strafe. Der General der siegreichen Partei wird nach fünf Jahren Untersuchungshaft freigesprochen, der Oberst der unterlegenen Partei zu einer langjährigen Strafe verurteilt.
Die Männer schreiben einander Briefe, um die vergangenen Ereignisse einzuordnen und Szenarien für die Zukunft zu entwickeln. Ihre Gedanken kreisen um Schuld und Unschuld, Justiz und Gerechtigkeit. Die Briefe sind Ausdruck der Freundschaft zweier Menschen, die erst im Gefängnis gemerkt haben, dass sie mehr verbindet als trennt.
Ana lebt mit ihrem 12-jährigen Sohn nahe dem Dörfchen, in dem sich der General zur Ruhe gesetzt hat. Anas Mann, ein überzeugter Patriot, hat sich gemäss den Aussagen der Armee 1993 das Leben genommen. Als sich der General, den Ana sehr verehrt, nun in ihrer Nähe niederlässt, bietet sie ihm an, seinen Haushalt zu führen. Heimlich liest sie die Briefe der beiden alten Soldaten und erschrickt, als der Oberst ein Blutbad erwähnt, an dem der General schuld sein soll. Möglicherweise hat er sogar Anas Mann auf dem Gewissen. Ana steht vor einem Dilemma: Wenn sie sich gegen den General wendet, wird sie die Öffentlichkeit gegen sich aufbringen. Denn in dieser instabilen Zeit profitieren viele von einem Helden, den sie für ihre Zwecke nutzen können.
Der Roman war nominiert für den Schweizer Buchpreis 2020.
Aus der Laudatio zum Schweizer Buchpreis von Jury-Mitglied Tommy Egger (Buchhändler, Buchhandlung »Im Volkshaus«):
»[...] bis zur letzten Zeile spannenden Buch [...] ›Der Held‹ ist ein hochpolitischer Roman, der mit kriminalistischen Anklängen, einem veritablen ›Showdown‹ und ohne falsche Moral die Graubereiche von kollektiver und individueller Schuld respektive Unschuld verhandelt. [...] ›Der Held‹ erinnert uns daran, dass der Krieg alle Beteiligten verschlingt und nur Verlierer zurücklässt. Ich wünsche mir, dass ›Der Held‹ viele Leser und Leserinnen findet, vor allem an den Schweizer Gymnasien und Sekundarschulen«. zur ganzen Laudatio
»Dieser Schriftsteller [...] ist [...] ein hochbewusster Autor, was auf jeder Seite seines herausragenden Romans spürbar ist. Sein Buch ist ohnehin ein Glücksfall: Romane nicht nur aus Opfer-, sondern überzeugend auch aus Täterperspektive sind viel zu selten.« Hansruedi Kugler, Schweiz am Wochenende/CH Media; zur Kritik
»Ein überraschend starkes Stück Literatur, das in erstaunlich poetischen Sätzen und Momenten den Gegensatz zwischen Strategie und Emotion nur noch verstärkt.« Gallus Frei-Tomic, literaturblatt.ch; zur Kritik
»Sein Roman ist zu Recht für den Schweizer Buchpreis nominiert [...] Die literarische Strategie divergierender Perspektiven macht das Werk nicht nur zu einem politischen, sondern auch zu einem philosophischen Buch, das die Frage nach der Wahrheit in einem grundsätzlichen Sinn aufwirft.« Martina Läubli, Bücher am Sonntag/NZZaS
»Dem Zürcher Autor Karl Rühmann [...] ist unter dem Titel ›Der Held‹ einer der herausragenden Texte des Jahres gelungen – mit einem klassischen Briefroman (Und einer meisterhaften Beherrschung von Figurenpsychologie und literarischer Stimmführung).« Daniel Graf, Republik Magazin
»[...] der Roman [urteilt] ebenso wenig über seine Figuren wie in der Darstellung von Schuldfragen, er regt vielmehr zum eigenen Denken an. Deshalb wäre seine Lektüre für all jene wichtig, die für ihr Bedürfnis nach nationalem Zusammenhalt immer noch Helden und Statuen brauchen. Es ist zu hoffen, dass Der Held auch in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, wo der Autor aufgewachsen ist, übersetzt und gelesen wird.« Daniel Rothenbühler, Viceversa Literatur, zur Kritik
»Von mehreren Wahrheiten verdichtet schreibt Karl Rühmann in seinem Roman und dies wahrlich meisterhaft. [...] Das ist aber nicht nur ein Roman über den Krieg, es ist vielmehr ein philosophisches, zuweilen poetisches Buch über das menschliche Tun und Dasein. Wahrhaftig aber hat mich ›Der Held‹ enorm gefesselt, angeregt zum Nachdenken über Schuld, Gewissen und Verantwortung, dieses Werk ist herausragend! Wertung: 9/10« Manuela Hofstätter, lesefieber.ch zur Kritik
»Rühmann gelingt es auf diese Weise zu zeigen, dass sich Mächteverhältnisse ganz schnell wandeln können und es nicht schwer ist, ein Feuer zu legen, wohl aber, verbrannte Erde zu bewirtschaften. Und das ist eine Botschaft, die in hitzigen Zeiten aktueller ist denn je – ob in Bezug auf Klima-, Gender- oder andere sozialpolitische Fragen.«, Anton Beck, Schweizer Buchjahr, zur Kritik
»Aus den verschiedenen Stimmen – der des Generals, des Volkes, des Lehrers und Anas –, die einander nie komplettieren, sondern spannungsreich gegenüberstehen, lässt sich kein klares Bild dieses Generals gewinnen. [...] Diese Un-Eindeutigkeiten sind aber keine Nachlässigkeit des Erzählers, sondern seine Stärke. [...] ob der General ein Held sei oder nicht, wird auch zu unserer Frage.« Prof. Dr. Robert Leucht, Université de Lausanne, aus der Laudatio für den Werkbeitrag des Kt. Zürichs
»Hochspannend und sehr berührend.« Laura de Weck (in: Kultur-Tipp)
»Es ist diese latente kognitive Dissonanz, die sich wohl nach allen Kriegen zwangsweise einstellt, für die der Autor eine beeindruckende literarische Form und Sprache findet.« Dominic Schmid, WOZ
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