Joachim° Ackva hat eine konkrete Lösung für die Umsetzung der UN Global Goals: Jeder Mensch soll ein Tausendstel des eigenen Privatvermögens auf ein UN-Konto einzahlen. Dafür lässt er sogar Geld regnen.
Gab es einen konkreten Auslöser oder Anlass für Ihre Vision?
JA: Die politische Kluft zwischen globalen Fragen und nationalen Antworten: Wir haben einen strukturellen Managementfehler in der Globalisierung. Und er verstärkt sich: Die Krisen akkumulieren sich langsam, das Vertrauen schwindet, und weltweit wächst die reaktionär-nationale Versuchung. Auch die Migrantenströme offenbaren nichts anderes als die Notwendigkeit eines globalen Ansatzes. Getrenntes oder lokales Engagement reicht als Antwort nicht mehr aus.
Wie wird aus Ihrer Vision Wirklichkeit?
JA: Ich verfolge die Strategie eines Marktschreiers. Ich rufe möglichst laut: »Wer hat Lust, die Global Goals zu realisieren? Ich bin freiwillig bereit, dafür ein Tausendstel meines Vermögens in ein UN-Weltkonto zu investieren. Wer macht mit? Bitte fragen Sie Ihre Nachbarn, ob sie auch mitmachen.« Bei der Mittelverwendung gilt es, die zwei Gesichter der UN zu unterscheiden: Die nationalen Regierungen, organisiert in Sicherheitsrat, Generalversammlung etc. Sie bestimmen über Ziele und Ressourcen. Zum anderen das ausführende UN-Sekretariat, das im globalen Interesse handeln soll, es aber kaum kann. Die Staaten sind wenig motiviert, dem UN-Sekretariat die Autonomie und Ressourcen zu geben, die die UN-Charta vorsieht. Diesen Mangel behebt ein Weltkonto. Das ist eine klare Antwort der Zivilgesellschaft und eine weltweite Investition in unsere planetare Lebensgemeinschaft.
Mit wem haben Sie Ihre Vision geteilt?
JA: Sparringspartner Nummer eins ist Daniela° Tiben. Sie hat eine sehr charmante Art, Illusionen zu zerpflücken. Sie kombiniert Kunst und Philosophie in sich, während ich eher für Wirtschaft und Geschichte stehe.
Welche Partner/Verbündete konnten Sie finden?
JA: In unserer repräsentativen TNS-Emnid-Umfrage bekunden 56 % der Deutschen die Bereitschaft, ein Tausendstel ihres persönlichen Vermögens in ein UN-Weltkonto einzuzahlen. Sind das Verbündete? Ein wichtiger Partner ist sicher das mediale Interesse, der WDR ragte hier besonders heraus.
Der humorvollste Verbündete ist ein Literat aus dem Schwäbischen, der Durchhalteparolen schickt wie: »Will die Bäuerin überwintern, braucht sie einen dicken Hintern.«
Was bezeichnen Sie als Ihren größten Erfolg und was als Niederlage?
JA: Sehr gefreut habe ich mich über eine Geldregen-Aktion in Frankfurt. Es ging um mediale Aufmerksamkeit für ein mögliches UN-Weltkonto. Wir ließen in der Innenstadt vor Pressevertretern Banknoten auf Passanten herabflattern. Wird der Wind die Heliumballons mit den Geldsäcken überhaupt senkrecht steigen lassen, werden die Geldsäcke sich in der Höhe wie geplant öffnen, wie reagieren die überraschten Passanten? Am Ende war es für alle ein schönes Fest, und die Zeitungen berichteten bundesweit. Um die gleiche Verbreitung mit Anzeigen zu erreichen, hätte ich ein Vielfaches investieren müssen, und es hätte allen erheblich weniger Spaß gemacht.
Die bislang größte Niederlage besteht in der schwachen medialen Berichterstattung über die Global Goals, die letzten September vom UN-Gipfel in New York beschlossen wurden. Davon hatten wir viel erwartet. Wenn Sie heute jemanden auf der Straße fragen, was die Global Goals oder Sustainable Development Goals sind, ernten Sie meist ein ratloses Lächeln. Jeder debile Terroranschlag in Europa oder den USA erhält mehr mediale Aufmerksamkeit als diese einzigartige Chance für die Menschheit. Das birgt eine gewisse Ironie, denn wenn wir die Global Goals ernsthaft anpacken, beseitigen wir viele Ursachen von Terror, Völkerwanderung, Armut, Krieg, Umweltzerstörung und instabiler Wirtschaft.
Was konnten Sie daraus für die Zukunft lernen?
JA: Ich werde mir einen dicken Hintern zulegen.
Visionen zu verwirklichen braucht Durchhaltevermögen. Woraus beziehen Sie die Motivation und Kraft, dranzubleiben?
JA: Sobald ich Nachrichten schaue, ein Geschichtswerk aufschlage oder einen Umweltbericht lese, möchte ich ausrufen: »Leute, warum legen wir nicht etwas Geld und Legitimation zusammen und machen uns mithilfe eines UN-Weltkontos daran, die Global Goals zu realisieren?« Das Gleiche passiert, wenn ich alte Goldmünzen in der Hand halte. Ich sammle sie, von der ersten Elektronprägung aus Lydien bis in die Neuzeit. Sie verbinden mich direkt mit unseren Vorfahren, mit ihrem Glück und Unglück.
Was sind die nächsten Etappen?
JA: Mit meinem Buch »Ein Konto für die ganze Welt« weitere Partner und Verbündete gewinnen und das Medieninteresse ausbauen. Zudem eröffnen wir ab 1.10.2016 ein simuliertes Weltkonto. Dort kann jeder einzahlen, der die Global Goals umgesetzt sehen will. Anhand von Zielnummern im Verwendungszweck der Überweisung entscheidet jeder selbst, welche der 17 Ziele gefördert werden sollen. Wenn genug Testüberweisungen eingehen, ist das ein starker Beleg, dass eine Art Globale Hausverwaltung wirklich gewünscht ist. Wir werden dieses Testkonto später dem UN-Sekretariat übergeben mit der Bitte, die Einrichtung eines definitiven UN-Weltkontos zusammen mit der Zivilgesellschaft vorzunehmen.
Bildlegende: Joachim° Ackva lässt in Frankfurt Säcke voller Geldscheine in die Luft steigen. Foto: Joachim° Walter / © Joachim° Ackva
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