Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des BAG finden vier von fünf Personen in der Schweiz, dass Palliative Care allen schwer kranken und sterbenden Menschen zur Verfügung stehen sollte. Den Begriff »Palliative Care« kennen knapp 60 % der Schweizer und Schweizerinnen. Vor neun Jahren waren es weniger als 50 %. Monika Obrist, Präsidentin von palliative ch, findet, dieses Ergebnis zeige vor allem, dass die »Nationale Strategie Palliative Care« bisher nicht genügend umgesetzt wurde.
Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) führte das »Büro BASS« eine Umfrage durch, um die Bekanntheit von Palliative Care in der Schweizer Wohnbevölkerung zu messen sowie die Bedürfnisse der Bevölkerung in Bezug auf die Versorgung am Lebensende zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als 80 % der Befragten über das Lebensende nachdenken. Über zwei Drittel haben sich bereits konkret Gedanken dazu gemacht, welche Art der Behandlung und Betreuung sie am Lebensende in Anspruch nehmen möchten.
Rund die Hälfte der Befragten findet, dass man sich frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzen sollte, wenn man noch gesund ist. Nur 8 % der Befragten haben hingegen mit Gesundheitsfachpersonen über ihre Behandlungswünsche gesprochen. Gesamtschweizerisch ist der Anteil derjenigen, die von »Palliative Care« gehört haben, von 48 auf 59 % angestiegen.
Die Resultate der Befragung basieren auf 1685 Antworten, wobei Telefon- wie Onlineinterviews durchgeführt wurden. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung und können teilweise mit den Ergebnissen aus einer Befragung von 2009 verglichen werden.
Pallnetz.ch hat mit der Präsidentin von palliative ch Monika Obrist über die Ergebnisse der neuen Umfrage gesprochen.
Sabine Arnold: Palliative Care sollte allen schwer kranken und sterbenden Menschen zur Verfügung stehen. Ist das der Fall?
Monika Obrist: Jein. Es gibt zwar zum Glück immer mehr Palliative-Care-Angebote. Aber wenn man davon ausgeht, dass immer noch über 70 % der Schweizerinnen und Schweizer sich wünschen, zu Hause zu sterben – und die Studie bestätigte das ja erneut –, dann ist das eben nicht der Fall, weil solche Angebote in den meisten Regionen fehlen oder nicht ausreichen. Es ist auch nicht der Fall, wenn man unter »Palliative Care« versteht, dass man sich aufgehoben, geborgen und sicher fühlen kann. Denn von einem Palliative-Care-Angebot im Spital werden Sie nach kurzer Dauer wieder wechseln müssen – zum Beispiel in ein Hospiz, wo wiederum (wie übrigens auch in der Spital-Abteilung) finanzielle Sorgen bestehen.
SA: Warum ist das so?
MO: Die Angebote werden in keinem Versorgungsbereich ausreichend finanziert, also weder im akut-stationären noch im ambulanten, noch im Langzeit-Bereich. Unter diesen Voraussetzungen können die nötigen Angebote schlicht nicht zur Verfügung stehen. Sie stehen dort zur Verfügung, wo es viele Spendeneinnahmen gibt, wo viel Freiwilligenarbeit geleistet wird – und in jenen Kantonen, in denen es einen politischen Willen dazu gibt. Wir haben in der Schweiz 26 verschiedene Gesundheitssysteme, die unterschiedlich aufgebaut sind.
SA: Was braucht es, damit alle Zugang zu Palliative Care haben?
MO: Letztlich hängt es vom politischen Willen der einzelnen Kantone ab, ob genügend Angebote vorhanden sind. Es geht um den Willen, die Nationale Strategie Palliative Care umzusetzen, die Umsetzung in der Praxis wirklich voranzutreiben.
Ich will helfen
Wie bei vielen guten Angeboten im zwischenmenschlichen Bereich können diese häufig nur durch viel Freiwilligenarbeit oder mit Spenden aufrechterhalten werden. 73 % der Befragten möchten am liebsten zu Hause sterben, dies ist aber oft mangels eines Palliative-Angebots nicht möglich. Deshalb veröffentlichen wir von rüffer&rub an dieser Stelle die nachstehenden Informationen von palliative zh+sh, denn wir sind davon überzeugt, dass jede und jeder Zugang zu dieser würdevollen Form der Begleitung am Lebensende haben sollte.
Allgemeine Spende
Unsere Angebote lassen sich nur zu einem kleinen Teil durch Mitgliederbeiträge finanzieren. Sie möchten uns unterstützen? Wir sind für jede Spende dankbar. Auch kleine Beiträge helfen uns, unsere Arbeit weiterzuführen. Herzlichen Dank. palliative zh+sh ist von der Steuerpflicht befreit. Ihre Spende können Sie daher bei den Steuern in Abzug bringen. Wir werden Ihnen einen persönlichen Dankesbrief zustellen, der Ihnen bestätigt, dass wir Ihre Spende erhalten haben. Gedenkspende Wenn Ihre Nächsten nach den Grundsätzen von Palliative Care gepflegt und begleitet wurden, dann möchten Sie vielleicht Ihre Wertschätzung durch eine Gedenkspende kundtun. Wir verdanken jede eingegangene Spende mit einem persönlichen Brief und senden Ihnen nach Eingang aller Gedenkspenden eine Übersicht zu. IBAN-Nr. für Spenden: CH87 8147 7000 0026 5945 7
Monika Obrist: Pflegefachfrau HF Palliative Care, MSc Organisationsentwicklung. Die Geschäftsleiterin von palliative zh+sh ist seit 2005 Vorstandsmitglied. Von 2007 bis 2016 war Monika Obrist zudem Co-Präsidentin. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen ambulante Palliative Care, Organisationsethik und Vernetzung.
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