Inhalts-Typen

logo

  • WARENKORB (0)
  • Bücher
    • Neuerscheinungen
    • Bücher (A-Z)
    • E-Books (A-Z)
    • Sonderangebote
    • Zeitfragen
    • Medizin-Psychologie
    • Kunst-Kultur-Musik
    • Biografie
    • Literatur
    • r&r visionär
    • r&r cares
  • Autor/innen
    • Autor/innen
    • Fotograf/Innen
    • Übersetzer/Innen
    • Illustrator/Innen
    • Filmschaffende
  • News
  • Veranstaltungen
  • Verlagsmagazin
  • Video
  • Blog
  • Verlag
    • Team
    • Verlage
      • Rüffer & Rub
      • Edition 381
      • Manuskript-Oase
    • Kontakt
    • Handel
    • Presse
    • Verlagsvorschau
    • Impressum
    • Datenschutz
Inhalts-Typen

Cookies

Diese Website verwendet Cookies um Ihnen das Verweilen auf unserer Seite zu vereinfachen. Indem Sie diese Website nutzen, erklären Sie sich mit dieser Verwendung einverstanden.

Einverstanden
  • WARENKORB (0)
  • Bücher
    • Neuerscheinungen
    • Bücher (A-Z)
    • E-Books (A-Z)
    • Sonderangebote
    • Zeitfragen
    • Medizin-Psychologie
    • Kunst-Kultur-Musik
    • Biografie
    • Literatur
    • r&r visionär
    • r&r cares
  • Autor/innen
    • Autor/innen
    • Fotograf/Innen
    • Übersetzer/Innen
    • Illustrator/Innen
    • Filmschaffende
  • News
  • Veranstaltungen
  • Verlagsmagazin
  • Video
  • Blog
  • Verlag
    • Team
    • Verlage
      • Rüffer & Rub
      • Edition 381
      • Manuskript-Oase
    • Kontakt
    • Handel
    • Presse
    • Verlagsvorschau
    • Impressum
    • Datenschutz

Blog

Georg Kohler – »Ein denkender Citoyen ...« Bild 1

Georg Kohler – »Ein denkender Citoyen ...«

Adolf Muschg

Ein Mann, den man ein wenig kennt, nicht nur aus seinen Büchern und Artikeln, gibt seine Gedichte heraus. Man liest ihn plötzlich nicht nur neu, spitz gesagt: man erkennt ihn nicht wieder. Dafür kann es passieren, dass er einem vertraut wird – sogar unheimlich vertraut. Woher weiß er das von mir?

Gelungene Gedichte führen Leserinnen und Lesern vor: sie haben sich selbst nicht gekannt. Gedichte sind Erfahrungen, sagt Rilke. Dabei sind die selbst gemachten mit denen, die ein Gedicht auslöst, nicht zu verwechseln, sogar deutlich anders. Eben darum sind sie nicht fremd, auch nicht die befremdlichen, ja erschreckenden. Denn sie belegen: Je est un autre (Rimbaud). Das geht dem Leser nahe, aber es ist auch ein Glück. Was einem entgegenkommt, hat so noch keiner gesehen.

Ja, was ist es denn? Nichts, bei dem mir Hören und Sehen vergeht; im Gegenteil. Auch nichts, was sich ebenso gut anders sagen ließe, sonst ist es kein Gedicht. Da wird mir auch nichts auf den Kopf zugesagt. Und nichts davon ist »allgemeingültig«, auch wenn das Schulmeistern gelegen käme. Wenn das Gedicht mich anrührt, dann in jenem Sinne, den der alte Goethe zum Maß aller Dinge erklärt hat: »Was ist das Allgemeine? Der besondere Fall. Was ist das Besondere? Millionen Fälle.« Nach diesem Maß funktioniert heute keine der herrschenden Technologien, auch keine der neuen Universalwissenschaften, Ökonomie und Statistik. Das Gedicht ist ein Solitär und wirkt wie der Everest auf Sir Edmund Hillary. Warum musste er da hinauf? »Because it is there« – Mit einem Gedicht verkehrt man von Existenz zu Existenz.

Die Spur einer Katze im Schnee von gestern genügt.

Existieren heißt »Herausstehen«, das Englische fügt plastisch hinzu: like a sore thumb. Das Gedicht hat diese Invalidität in den Genen. Sein Archetyp ist die Klage über Verlorenes: verlorene Liebe, verlorene Jugend, verlorene Zeit. Psychologen würden von »Trauerarbeit« reden; Sprachmenschen reizt sie zum Dichten. Dabei setzen sie sich großen Widersprüchen aus, der Hochspannung zwischen Stoff und Form. Die Seelenlast verlangt für ihre Behandlung die größte Leichtigkeit. Das Unbegreifliche fordert Einverständnis heraus, das Unerträgliche Heiterkeit. Der Ernstfall will spielen, nach Regeln, die noch weniger feststehen als der Betroffene. Sie wollen sich finden: durch das Spiel. Keinem Trauernden ist nach Tanzen zumute: und gerade das verlangt das Gedicht in jedem Satz: sonst fehlt die Musik. Hier und Jetzt! davon gibt es keinen Dispens.

Hölderlin über die Tragödien des Sophokles:

Manche versuchten umsonst, das Freudigste freudig zu sagen, / Hier spricht endlich es mir, hier in der Trauer sich aus.

Georg Kohler hat zwei geliebte Lebensgefährtinnen an den Tod verloren; dafür macht er ihm keinen Prozess, wie einst der »Ackermann aus Böhmen« (im Jahrhundert des Humanismus einfach ein Pseudonym für »Dichter«). Dieser Dichter, Georg Kohler, will über das, was ihn am tiefsten trifft, nicht recht behalten. Er hat offenbar eine Naturbegabung für das, was er als Philosoph »amor fati« nennen würde. Er ist jener Good sport oder jener Gentleman, über den ich in der Schule gelernt habe: He is acceptable at a dance, and invaluable in a Shipwreck. Schiffbrüche soll man ihm nicht ansehn, und wäre es aus Anstand gegen die Wohltat des Lebens: »Dasein ist Pflicht, und wär’s ein Augenblick« – das sagt alles. Und zum Beweis braucht er nicht, wie Faust, eine Teufelswette dazu. Die Spur einer Katze im Schnee von gestern genügt.

Manche Tänzchen mit der eigenen Lebenszeit versagt sich der Dichter nicht, etwa, wenn er zwei Gedichte einander gegenüberstellt, die am gleichen Apriltag entstanden sind – erst beim zweiten Blick sieht man die ganz verschiedenen Jahreszahlen – aber auch 68 und 86 spielen mit ihrer Symmetrie. Der Scherz bleibt undurchsichtig – harmlos ist er gewiss nicht. Kohlers Neigung, Gedichte zu datieren und zu lokalisieren, verbreiten eine trügerische Übersichtlichkeit. Es sind weniger Orientierunghilfen als Verlustanzeigen. Hier werden nicht nur die Felsen verbucht, an denen sich Odysseus grade noch mal festhalten konnte, sondern auch Strohhalme gesammelt, nach denen er umsonst gegriffen hat.

Das stärkste Spiel treibt der Dichter mit dem mehrfachen Sinn seiner Wörter. Eine Abteilung des Buches ist den »Verschiedenen« gewidmet. Es sind seine Toten (passed away) und dass sie auch »die Anderen« (different) sind, haben sie mit den Lebenden gemeinsam, nur sind sie es für immer – bei den Mitmenschen verändert sich die Differenz jeden Tag. An den Toten erfährt man, dass sie nicht nur lästig, sondern ein Lebenszeichen ist – also zumutbar. Umgekehrt darf auch das Verhältnis zu den Toten lebendig bleiben. Sie sind auch vor ihrem Tod nicht nur »The Loved ones« gewesen, zu denen sie die Friedhofssprache einfriert. Sie setzen uns zu und verweigern sich summarischer Pietät. Damit wird auch die Art der Trauer zu einer Sache ziviler Achtung – und humaner Selbstachtung. Ein Mensch, der sich nichts vergeben, dem Andern nichts nachsehen kann, wird – ohne Not – zum Todesfall zu Lebzeiten.

Sich foutieren um alle Antworten, die nicht zu größeren Fragen geführt haben.

Kohlers Gedichte sind radikal urban. Wenn das ein Widerspruch ist – gut so, sie leben davon. Sie machen den besonderen Fall, den eigenen Lebensfall, so allgemein – und so mitteilbar, wie er es in keiner Autobiografie sein könnte, und keiner philosophischen Studie. Warum schreibt einer Gedichte?

Darum.

Als denkender Citoyen ist Kohler immer dabei, wenn es darum geht, die Gesellschaft besser »aufzustellen«. Aber als Dichter interessiert er sich nicht für die Kunst des Möglichen, sondern für die Möglichkeit der Kunst. Was kann sie? Die Wirklichkeit mit ein paar Zeilen freistellen von der Fable convenue, die – nach Hofmannsthal – die Banausen aus ihr machen. Sie kann nachfragen, warum er eine Frau Link, die vor einem halben Jahrhundert in der Redaktion seiner Studentenzeitung aufgeräumt hat, nicht vergessen kann. Überhaupt: die Urteile über Groß und Klein richtigstellen. Sich foutieren um alle Antworten, die nicht zu größeren Fragen geführt haben. Aufräumen mit der Fiktion, das Individuum sei, was sein Name sagt, unteilbar – das weiß er von sich selbst nicht besser oder schlimmer, sondern anders. Was ist das Schöne an einem Gedicht? Dass es einmalig ist, wie unser Leben. Dass seine Form sensibel genug begrenzt sein muss, damit seine Anschlussfähigkeit an unsere Erfahrung unbeschränkt sei – was wir uns aus ihm machen, macht es mit uns. »Dass ganz alles anders ist« (Ludwig Hohl) ist die Arbeitshypothese der Dichtung – sie probiert eine Welt, in der wir anders sein können. Wenn auch nicht »ganz anders«, wie Theologen den Gott nennen, der uns in der Bibel »nach seinem Bilde« geschaffen hat. Da kommt Georg, als Protestant, beim Bildnisverbot schon eher mit. Eine Challenge für jede Kunst, die angeblich aus Bildern besteht! Aber ein Schweizer will es auch als Dichter nicht ruhig haben. Das stimmt nicht zu seiner Vorstellung von Lebenskunst.

Niels Bohr erklärte, in der Teilchenphysik erkenne man wahre Sätze daran, dass ihr Gegenteil genau so wahr sei. In Kohlers Gedichten ist immer noch etwas anderes wahr als nur das Gegenteil. Nennen wir es: das Inkalkulable. Es bewegt die Wörter dazu, ein Gedicht zu werden – mehr oder weniger? Nein: mehr und weniger.

Ich teile, als Freund und Anderer, die Dankbarkeit für sein Leben, mit dem er das Gedichtbuch – in Prosa – abschließt, und wünsche seinen 75 Jahren noch viele gute und heitere dazu. Und dem Geschenk, das er sich selbst gemacht hat, Leserinnen und Leser. Sie können erleben, dass es noch ein anderes Virus gibt als Corona: einen Esprit, der jedem Leser gnädig ist, und keinem gefällig.

Mehr zum Buch

 

Bildlegende: oben rechts: Schriftsteller Adolf Muschg. © Adolf Muschg

Biografie
Biografie
»It’s a people’s business«
Wenn die Dichterin »verträumt im Fotoalbum blättert« – Über die Kunst des Porträ...
Nur ein Stück Papier
Von strahlenden Spitzentönen und dem hohen D
Hoffnung – ausgerechnet in Afrika!
Biografie und Geschichte
Flüchtige Ballettgeschichte
Kreise schließen sich an der Berlinale
Blick hinter die Kulissen der Filmfestivals
»Man kann nie genug lieben«
Im Museum mit der Dame in Schwarz
»Wagner war ein raffinierter Menschenfänger«
Wagners juristischer Winkelzug
»Fluch und Segen«
Einstein, Grossmann und die Hochschulen Zürichs
»Singen ist Ton gewordener Atem«
Ein bisschen Hausmusik auf Chinesisch
»Wer wird sich wohl mal um meinen Plunder kümmern?«
Kunst im Umbruch
Büchermenschen
Büchermenschen
Meisterklasse der szenisch-musikalischen Lesungen
Reise mit Engel
»Festival macht immer Spass«
»Büchermenschen« Meine Bilder gehören zwischen zwei Buchdeckel
Der Bücherretter
Die Dramaturgie des Doppelpunkts
Vom Eierschalensollbruchstellenverursacher und dergleichen
»Die Agentur als Schreckgespenst – diese Haltung war gestern«
Bücherwelten
Bücherwelten
»Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor«
Das bizarrste Buch der Welt – jenseits der Lesbarkeit
Die Biografie eines Fremden
Büttenpapier – handgeschöpftes Graspapier
Papier wie du und ich – kompostierbar!
Diverses
Diverses
Wenn verschlossene Türen aufgehen
Von Tauschhandel und Nullwachstum
Das Lektorat als Reifeprüfung
Hommage an ein unbekanntes Wesen
Rätschen, Rhythmen und Rituale
»Menschenrechte sind keine Selbstverstän...
Teil der Lösung sein
»Wie schleichendes Gift«
Eine Biskuit-Fabrik voller Kunstschätze
Die Schwarze Harfe
Kunst-Kultur-Musik
Kunst-Kultur-Musik
Brauchen wir Ikonen?
Kunst und Ranking
Wie aus dem Plan eines Opernlibrettos »nur« ein Buch wurde
»Musik ist unentbehrlich!«
Von strahlenden Spitzentönen und dem hohen D
Sichtbare Musik
Wenn wilde Werbung auf graue Mäuse trifft
Rolf Lyssy – Ein Menschenfreund
Mittwoch, 27.9.1950
Der Geschichte(n)-Erzähler
Das ganze Leben in einem Bild
»Künstlernachlässe sind Särge de luxe«
Wunscherfüllung in der ­Phantasie
»Wagner war ein raffinierter Menschenfänger«
Wagners juristischer Winkelzug
»Drei Flöten für Peter Bichsel«
Personifiziert, vergöttert und verflucht
Die Register des Südwinds
Kunst im Umbruch
Grenzen(los)
»Man muss sich für Menschen interessieren«
Freiheit in Zwischenräumen
Literatur
Literatur
Die Natur ist eine Meisterin der Sinne
»Ich begegnete der Krankheit als literar...
Fenster und Aussichten: Gedanken zur Vie...
Aufbewahren, um loszulassen
Wie ein Haus ins Buch findet
»Es grüßt Ihre Femme des Lettres«
Georg Kohler – »Ein denkender Citoyen .....
Vom Recht haben und vom Recht bekommen
Fiktion oder Wirklichkeit: über das Auto...
»Der Text begleitet mich«
Medizin-Psychologie
Medizin-Psychologie
»Die Wahrheit von heute, der Irrtum von morgen«
»Ich begegnete der Krankheit als literarische Autorin«
Wie ein aufgeblasener Airbag
»Ars (bene) moriendi«
Den eigenen Schmerz sehen
Die Entwicklung der Medizin immer im Blickfeld
Der politische Wille entscheidet
Einen Moment der Menschlichkeit schaffen
Spezifische Kompetenzen für besondere Bedürfnisse
Alzheimer als Metapher für das Vergessen?
Einblicke ins Durcheinandertal
Die »vergessenen Kinder« – Im Schatten der kranken Geschwister
Essay – Vom Wert der Freundschaft
Die FINGER-Studie
Begleitetes Malen: ein Anker im Sturm der Verluste
Wünsche in Worte kleiden
We care – Wir kümmern uns
Faszination Placebo
»Einen Panther möchte ich sehen!«
Von der Idee zum Buch
Von der Idee zum Buch
Mit Kohle, Bleistift oder Computer
Pressearbeit als Mannschaftssport
Cover Stories
Zwischen Tradition und Innovation – Dem Buchbindehandwerk auf der Spur
Lauf Text! Lauf! – Detailtypografie
Vom Schritt über die Verlagsschwelle
Von Füßchen, Glyphen und Punzen, oder wie eine neue Schrift entsteht
(Kein) Recht aufs Bild im Buch
Beurteile ein Buch nicht nach seinem Titel!
Was macht eigentlich …?
Was macht eigentlich …?
»It’s a people’s business«
Telemedizin aus Kathmandu
Befreiung aus der Falle
Der Geschichte(n)-Erzähler
»Ich muss nichts mehr beweisen – auch mir nicht«
»Die Sprache spricht oder die Musik singt aus sich selbst«
»Wir behandeln Menschen, nicht Diagnosen«
»Ich habe einen langen Atem«
Unsere Gier nach billigem Öl
Zeitfragen
Zeitfragen
Vom Flugzeug ans Spitalbett
Wenn ein Kind schwer krank ist
Ist Freiwilligenarbeit selbstverständlich?
Wenn die Dichterin »verträumt im Fotoalbum blättert« – Über die Kunst des Porträ...
Ein T-Shirt, das gute Werte schafft
Wie ein aufgeblasener Airbag
»Ars (bene) moriendi«
Klimaschutz über den Gaumen
»Die Weltsicht entscheidet die Zukunft«
Tausende Stunden von Freiwilligen
»Jeder kann helfen, die Welt zu retten«
Ernst Bromeis schwimmt bald weit(er)
20 Jahre Biovision: »Wir haben viel bewegt«
Wenn der Mittelstand plötzlich zusammenbricht
Shampoo für einen guten Zweck
Food Saving
Good News aus Afrika
Warum uns Arbeit heute noch so wichtig ist
Genossenschaften: Uralt und immer noch lebendig
Mit Gott und dem Kosmos eins werden
»Mir war nicht ­bewusst, dass er so weit gehen würde«
Stillen ohne Zwang
»Persönliches Wachstum auf fremdem Boden«
Mit offenem Blick auf das Potenzial
Einblicke ins Durcheinandertal
»Das schöne Leben ist ein Leben in spannungsvoller Harmonie«
Die »vergessenen Kinder« – Im Schatten der kranken Geschwister
Die Kernenergie begleitet uns noch lange
An ihren Gräbern ist die Strahlung bis heute messbar
Nachrichten aus dem Mikrokosmos

rüffer & rub Sachbuchverlag GmbH | Alderstrasse 21 | CH-8008 Zürich | +41 (0)44 381 77 30 | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. | Impressum | Datenschutz