Allein in Deutschland werden neuwertige Körperpflegemittel, Haushalts- und Spielwaren im Wert von rund 7 Milliarden Euro von Firmen wegen kleiner Mängel entsorgt. Die Hilfsorganisation innatura sorgt seit 2013 dafür, dass die Ware sinnvoll verwendet wird. Begonnen hat alles mit 200 000 Flaschen Shampoo. Die Unternehmensberaterin Juliane Kronen erhielt 2010 einen Anruf von einem früheren Arbeitskollegen. Er habe 200 000 Flaschen Shampoo, einwandfreie Ware, aber alle falsch etikettiert. Ob sie, die ehrenamtlich in diversen Organisationen arbeite, Abnehmer dafür fände. Voraussetzung: Die Ware darf nicht auf den Schwarzmarkt kommen. Die Shampoos mussten leider vernichtet werden. Doch es war der Startschuss für das Nonprofit-Unternehmen innatura in Köln. Juliane Kronen: »Es wandern Produkte auf den Müll, die an anderer Stelle dringend gebraucht würden, ob aktuell in der Flüchtlingshilfe, in Kinderheimen oder anderen gemeinnützigen Einrichtungen.«
Seit Juli 2013 hat innatura über 600 Tonnen vor der Vernichtung gerettet. In ihrem Lager stapeln sich mehr als 1700 verschiedene Produkte: Wasch- und Körperpflegemittel, Bettwaren, Haushalts- und Spielwaren, Säuglingsbedarf, Kleidung oder Werkzeuge. Innatura erhält die Ware inzwischen von über 50 Spenderunternehmen wie Beiersdorf, DM Drogeriemarkt oder Amazon. Mal ist der Grund ein leichter Füll- oder Etikettierungsfehler, mal eine Überproduktion oder Sortimentsänderung, die dazu führen, dass die Produkte nicht im normalen Handel vertrieben werden können. Innatura nimmt sie im eigenen Lager auf und katalogisiert sie. Auf der eigenen Internetplattform können soziale Organisationen die Ware zu kostendeckenden Vermittlungsgebühren kaufen. Rund 800 Organisationen haben inzwischen davon profitiert – und unzählige Menschen.
Auf diese Weise kommen Kinder aus sozial benachteiligten Familien zu Schuhen und können am Sportunterricht teilnehmen, werden Windeln für Waisenkinder oder Sonnenbrillen zur Vorbeugung von Augenkrankheiten verteilt. Eine Hilfsorganisation erhielt für eine Flüchtlingsunterkunft Strümpfe und Unterwäsche, denn diese gibt es selten in Kleiderspenden. Hoffentlich findet die Idee von innatura bald in der Schweiz eine Nachahmerin.
Bildlegende: 6000 Sonnenbrillen für Kinder in Kambodscha, rechts: Gründerin Juliane Kronen. © innatura
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