Die Kernkraftwerke sofort abstellen, sie abstellen und gleichzeitig alternative Energien fördern, sie nicht abstellen und ihre Laufzeit verlängern oder gar neue Kernkraftwerke bauen? Die Zukunft der Kernenergie ist schwierig zu beurteilen. Unabhängig davon stellt sich die viel schwierigere Frage der Endlagerung. Denn leider haben die strahlenden Endprodukte eine sichere und lange Zukunft. Eine sehr lange sogar. Wer kann garantieren, dass die radioaktiven Abfälle auch in 100 000 Jahren sicher lagern? Die Planer und Erbauer von Endlagern für hochradioaktive Abfälle müssen in diesem Zeithorizont denken und rechnen, denn so lange bleiben die Abfälle eine Gefahr für die Umwelt.
»Onkalo« heißt auf Finnisch »Versteck«. Onkalo liegt bei Olkiluoto, wo zurzeit das erste Endlager der Welt im Bau ist. 2020 wird Finnland mit der Endlagerung beginnen. Wenn alle Abfälle 500 Meter unter der Erde liegen, werden vermutlich die Gänge und der Eingangsbereich zugeschüttet. Wird danach der Ort vergessen gehen? Oder sollte er doch gekennzeichnet werden?
Auch die Schweiz und Deutschland stehen vor der schwierigen Entscheidung, einen geologisch sicheren Ort für die Endlagerung zu benennen, sich über die sogenannte Rückholbarkeit der Abfälle im Klaren zu werden und vor allem die Bevölkerung davon zu überzeugten, dass das Endlager unter ihrem Boden notwendig ist. Die Auseinandersetzungen um das Atommülllager Gorleben in Deutschland zeigen, wie viele Fehler während dieses Prozesses gemacht werden können. Die Kernkraft wird uns deshalb mit oder ohne Ausstieg noch lange beschäftigen.
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