Ob in Zeitschriften, auf Plakaten oder gar in der Kleidung: Illustrationen liegen im Trend! In den letzten fünfzig Jahren hat die Illustration vor allem in der Werbung immens an Bedeutung gewonnen. Egal ob in digitaler oder gedruckter Form – sie ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Obwohl mit dem Aufkommen der Fotografie für Illustrationen eine ernst zu nehmende Konkurrenz entstand, konnte sie sich bis heute behaupten. Und ihre Beliebtheit steigt.
Täglich prasseln Tausende von visuellen Eindrücken auf uns ein. Kaum verlassen wir das Haus, werden wir »angesprochen«: Die Aushänge am Kiosk ködern unser Interesse mit knalligen Schlagzeilen, der Straßenverkäufer preist lauthals seine Ware an, die Schaufenster überbieten sich mit bunten Dekorationen. Botschaft um Botschaft will, dass wir uns mit ihr beschäftigen.
Um in dieser Kakophonie und visuellen Überwältigung überhaupt noch aufzufallen und wahrgenommen zu werden, bietet sich die Illustration an. Denn: Eine Illustration ist mehr als nur eine Zeichnung oder ein Gemälde. Sie ist der ideale Weg, um einen Text, ein Konzept oder gar einen ganzen Prozess darzustellen. Illustrationen helfen dem Betrachter, komplexe Inhalte besser zu verstehen, und sind deshalb besonders in der Wissenschaftskommunikation unerlässlich. Keine Maschine, deren Handhabung nicht durch kleine Illustrationen erläutert würde. Kaum eine Verpackung, auf der der Inhalt oder die Inhaltsstoffe nicht mit gezeichneten Symbolen erläutert würden. Und nicht zu vergessen: Der klassische Anatomie-Atlas käme nicht ohne Illustrationen aus.
1: Illustration »Knobelbecherstiefel«, erstellt mit Hilfe eines Grafikprogramms, aus dem Buch »Am Himmel kaum Gefälle« von Max Dohner (© Laila Defelice). 2: Grafische Illustration aus dem Buch »Food Saving. Über Reste und zu Taten« von Claudia Graf-Grossmann (© Saskia Nobir).
Zur Veranschaulichung
Im Grunde sind beide Darstellungsformen – Fotografie und Illustration – keine »echten« Konkurrenten, für mich als Gestalterin sind beide gleich wichtig. Während eine Fotografie etwas abbildet, was bereits da ist, kann eine Illustration den Inhalt von Grund auf gestalten und auf das Wichtigste reduzieren. Für die Veranschaulichung komplizierter Abläufe oder Sachverhalte bevorzuge ich persönlich die Illustration, denn damit kann ich ganze Prozesse verständlich machen oder ich kann eine ganz bestimmte Emotion erzeugen: Dies geschieht beispielsweise durch sorgfältig ausgearbeitete Details in den Gesichtern, wodurch die Augen eines bestimmten Charakters genau den Ausdruck zeigen, den man erreichen möchte.
Der technische Fortschritt hat, wie in so vielen Bereichen, auch den Illustratoren das Leben erleichtert. Während früher alles höchst aufwändig von Hand gezeichnet und koloriert werden musste, kommt man heute dank unterschiedlicher Computerprogramme schneller voran. Die Farbe ändern? Ein Klick mit der Maus genügt. Dies spart Zeit und Nerven. Handgemachte Illustrationen hingegen können durch Individualität überzeugen, denn der »eigene Strich« des Illustrators ist unverkennbar. Auch Kolleginnen und Kollegen, die vorwiegend digital arbeiten, greifen meist immer noch zuerst zum Bleistift, bevor sie ihre Werke am Rechner umsetzen.
3: Illustration »Haigrau«, erstellt mit Aquarell, für das Buch »Smaragdgrau« von Severin Perrig (© Laila Defelice).
Mit Kohle, Bleistift oder Computer
So vielfältig wie die Motive, so zahlreich auch die Stile der Illustratorinnen und Illustratoren – und schnell einmal zeigt sich ein besonderer Stil. Persönlich arbeite ich gerne mit Wasserfarben, doch auch die digitale Umsetzung liegt mir sehr. Das zeigt zum Beispiel das »Bild« (unten), auf dem das ganze Verlagsteam abgebildet ist – als digital erstellte Illustration nach Fotos, die ich von allen Kolleginnen und Kollegen erstellt habe.
Laila Defelice, die Autorin des Artikels, ist Grafikerin im rüffer & rub Sachbuchverlag.
Verlagsteam, illustriert mit einem Grafikprogramm auf der Grundlage verschiedener Fotos (© Laila Defelice).
Bildnachweis Illustrationen über Artikeltitel: links: Illustration aus dem Buch »Die strahlende Wahrheit – Vom Wesen der Atomkraft« von Martin Arnold und Urs Fitze (© Saskia Nobir); rechts: Illustration »Langosta al Thermidor« aus dem Buch »Am Himmel kaum Gefälle« von Max Dohner (© Laila Defelice).
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