Nach der kreativen Gestaltungsarbeit an Cover, Layout, Typografie, Struktur, Bildern und Grafiken ist der letzte und aufwändigste Teil der Buchgestaltung das Ausgleichen des Lauftexts. Diese wichtige Feinarbeit wird meist verkannt, da sie nicht auffällt, wenn sie gut gemacht wurde, sondern nur dann grob ins Auge sticht, wenn sie vernachlässigt wurde.
Da die meisten Bücher im Blocksatz (→ Glossar) gesetzt sind, ist es notwendig, diesen so zu optimieren, dass ein ausgewogenes Satzbild entsteht und dadurch bestmögliche Lesbarkeit gewährleistet ist: Es dürfen weder zu große Lücken zwischen den Worten entstehen, noch sollten die Zeilen zu eng gesetzt werden. Bevor manuell ausgeglichen wird, muss die optimale Laufweite des Texts bestimmt werden. Diese hängt von der Schriftart und noch mehr von der verwendeten Buchstabengröße ab. Grundregel hierbei ist: Je kleiner die Schrift, desto weiter muss sie gesetzt werden.
Für das beste Leseerlebnis hat sich ein bestimmtes Verhältnis von Spaltenbreite zu Schriftgröße bewährt. Dieses ist erreicht, wenn sechs bis sieben (deutsche) Wörter eine Zeile füllen (→ 1. Bsp.).
Grundsätzlich gilt: Je mehr Worte in eine Spalte passen, desto weniger muss ausgeglichen werden, weil sich der Satz besser von selbst reguliert. So ist es bei schmalen Spalten schwieriger, einen angenehm lesbaren Blocksatz herzustellen. Aber auch die Sprache und (die damit verbundene) Länge der Wörter sowie die Entscheidung, ob Grotesk- oder Serifenschriften verwendet werden, haben einen entscheidenen Einfluss darauf, wie viel Arbeit der Gestalter mit dem Ausgleichen und den damit verbundenen Trennungen hat. So ist es naheliegend, dass Texte mit vielen kurzen Wörtern angenehmer fließen und wenig Eingriffe erfordern.
Zu viele Trennungen sind allerdings auch nicht erwünscht; so sollten nie mehr als drei nacheinander folgen. Das stellt den Grafiker vor die schwierige Entscheidung, was Vorrang hat: weniger getrennte Worte oder ein ausgeglichenes Satzbild?
Wäre es somit nicht viel einfacher, Bücher im Flattersatz zu gestalten? Mitnichten. Es ist sogar noch arbeitsintensiver; bisweilen werden aber kleinere Absätze so gestaltet, um sie vom übrigen Fließtext abzuheben. Dabei ist es wichtig, die Zeilenenden angenehm »flattern« zu lassen. Um das zu erreichen, kommen sowohl Trennungen sowie Änderungen der Laufweite zum Einsatz (→ 2. Bsp.).
Und nicht nur Zeilen werden ausgeglichen, sondern auch einzelne Buchstaben und Zahlen, denn nicht jede Schrift ist gut spationiert. So rutschen schräge Großbuchstaben, wie V, W, A, oder mit Überhang, wie das T, bei einem engeren Satz unangenehm an ihre »Vorgänger« heran und müssen manuell weggeschoben werden, damit der Wortabstand gut erkennbar bleibt. Ebenso verhält es sich mit Zahlen, die sich schlecht an die Buchstaben anpassen: Auch sie werden so spationiert, dass sie keine Löcher in den Satz reißen.
Kleines Typografie-Glossar
Detailtypografie = Gestaltung folgender typografischer Feinheiten: Schriftart, Kapitälchen und Ligaturen, Laufweite, Wortabstände, orthotypografisch korrekte Zeichensetzung. Außerdem ist es der Titel »des« Schriftsetzer-Nachschlagewerks von Friedrich Forssman und Ralf de Jong.
Laufweite = Buchstaben- und Zeichenabstände.
Blocksatz = Methode, einen Text so zu setzen, dass die Zeilen auf gleiche Breite gebracht werden.
Flattersatz = Satzform, bei der die Zeilen ungleichmäßig auslaufen (links- oder rechtsbündig).
Grotesk(-Schrift) = Schriftartenfamilie, bei der die Strichstärke der Buchstaben (nahezu) gleichmäßig ist und die keine Serifen besitzt; z.B. »Helvetica«, »Arial«.
Serife = (mehr oder weniger) feine Linie, die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung, abschließt.
Serifenschrift = Schrift mit Serifen; z.B. »Times New Roman«.
Spationierung = Festlegung des horizontalen Zeichenabstands.
Bildnachweis: © Saskia Nobir
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