Im Jahre 105 n. Chr. gelang es Cai Lun in China, das erste Papier aus pflanzlichen Fasern herzustellen. Diese Fasern bestanden aus Lumpen, Fischnetzen, Maulbeerbaumrinde, Chinagras, Hanf oder Bambus. Die Herstellung von Papier war eine aufwändige handwerkliche Arbeit, nur wenige konnten sich diese Kostbarkeit leisten. Erst ein Jahrtausend später wurde die Methode auch in Europa angewendet. Heute ist Papier zu einem Wegwerfprodukt geworden, das in Massen hergestellt wird. Umso mehr ist unsere Grafikerin Laila Defelice vom handgeschöpften Graspapier fasziniert, von dessen Beschaffenheit und Geruch. Sie verrät, wie sie es in ihrer Freizeit herstellt.
Zutaten für ca. 15 A4-Bögen Faserbrei: 300 g Gras / 4 l Wasser / 3 El Natron Material: Schöpfsieb / große Wanne (Bütte) / Küchenmixer / Filzbogen (Gautschtuch) / Küchentücher / Wäscheleine / Gewichte / großer Kochtopf / Holzkelle / Schöpfkelle
1 | Vorbereitung
Als Erstes mischt man alle Zutaten für den Faserbrei in einem großen Kochtopf. Die Masse muss nun für 2 h unter gelegentlichem Rühren köcheln. Danach lässt man den Topf 24 h ziehen, der Faserbrei muss dabei mit Wasser überdeckt sein.
2 | Pulpe (Faserbrei)
Das Gras mit Wasser ausspülen, damit das Natron draußen ist. Mit etwas Wasser die Masse zu einer möglichst feinen Pulpe mixen.
3 | Schöpfmasse
Die Wanne mit lauwarmem Wasser auffüllen und ca. 2–3 Schöpfkellen Pulpe beigeben. Der Wasseranteil sollte bei ca. 95–98 % liegen.
4 | Schöpfen
Vor jedem Schöpfen das Wasser mit dem Faserbrei gut mischen. Das Schöpfsieb senkrecht ins Wasser tauchen und in die Waagrechte drehen. In dieser Position das Sieb langsam aus dem Wasser heben und gut abtropfen lassen. Danach den Deckelrahmen schnell und vorsichtig abheben.
5 | Gautschen und Pressen
Während des Abtropfens genügend Küchentücher als Unterlage auf eine große Fläche legen. Zuoberst den ersten feuchten Filzbogen ablegen. Danach das Sieb mit dem geschöpften Papier nehmen und es auf den Filzbogen stürzen. Nun muss das Sieb mit rollenden Bewegungen von rechts nach links gut angedrückt werden (abgautschen). Das Sieb langsam anheben, das Papier sollte nun auf dem Filzbogen kleben. Danach erneut einen feuchten Filzbogen auf das geschöpfte Papier legen. Diesen Vorgang wiederholen, bis keine Pulpe mehr übrig ist. Wenn alles aufgebraucht ist, muss der Papierstapel gut gepresst werden, damit möglichst viel Wasser austritt.
6 | Trocknen
Jetzt werden die einzelnen Filzbögen aufgehängt, damit das Papier gut trocknen kann (siehe Bild). Als Letztes wird das Papier vorsichtig vom Filzbogen gelöst und erneut gepresst.
Drucken mit Graspapier
»Die Grasdruckerei« in Stuttgart nutzt heimisches Gras für die Herstellung von Papier und Kartonagen. Das Graspapier ist vielseitig einsetzbar, sowohl im Digital- als auch im Offsetdruck. Es eignet sich für Broschüren, Flyer, Visitenkarten, Booklets oder Etiketten. Das Gras wird aus heimischen Wiesen gewonnen, was den Verbrauch von wichtigen Primärressourcen verringert wie Holz, z.B. aus Regenwäldern, und den CO2-Ausstoß. Die Druckerei nutzt ein Verfahren, bei dem die Aufbereitung von GRASPAP®-Graspellets zu Papier rein mechanisch erfolgt – ohne Wasser und ohne Chemikalien. Die Pellets (Bällchen) sind biologisch abbaubar und zu 100 % recyclingfähig. Alle Materialien sind vegan, und der Herstellungsprozess erfolgt ohne tierische Produkte. www.diegrasdruckerei.de | www.graspapier.de
Bildnachweis: © Laila Defelice
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