Sich um jemanden, um eine Sache ernsthaft zu kümmern erfordert persönliches Engagement. Sind es gar Themen wie das nahende Lebensende eines geliebten Menschen, ist ein besonders hohes Maß an Einfühlungsvermögen gefragt. Doch wohin mit den eigenen Ängsten und Sorgen, wie etwas ansprechen, das doch so sprachlos macht?
Die amerikanische Familientherapeutin Pauline Boss, die den Begriff des »ambigous loss – unklarer Verlust« für an Demenz erkrankte Menschen prägte und mit ihrem Buch »Da und doch so fern« aufzeigt, wie es pflegenden Angehörigen in dieser schweren Situation wirklich geht, stellt unbequeme Fragen: Was bedeutet Lebensqualität, wenn eine unheilbare Krankheit den Alltag aus den Fugen geraten lässt? Welchen Sinn hat ein Leben, das den modernen Vorstellungen von Leistungsfähigkeit und Effizienz nicht mehr entsprechen kann? Wie stellt sich die Gesellschaft – wir alle – darauf ein, dass das technisch Machbare das menschlich Wünschbare mehr und mehr in den Schatten drängt?
Die in vielen Teilen unzweifelhaft segensreichen Errungenschaften von Wissenschaft und Technik haben zugleich ein enormes Bedürfnis nach etwas geistige Kraft Gebendem, Sinn Stiftendem, die Seele Berührendem geweckt. Immer mehr Menschen spüren ein Unbehagen, wenn sie an ihr Alter denken, weil die Konzepte des Zusammenlebens zunehmend an ihre Grenzen stoßen und brüchiger werden. Die »Auslagerung« der Alten und der Kranken bis hin zu themenspezifischen Ghettos (Demenzdörfer!) sind längst keine Fiktion mehr, sondern in einzelnen Ländern bereits gelebte Realität. Und immer mehr Menschen reagieren skeptisch auf technische Errungenschaften, auf das Streben nach Wachstum und Fortschritt, auf medizinische Sensationen. Sie wollen deren Schattenseiten nicht länger ignorieren: Weiterleben um jeden Preis ist für viele keine erstrebenswerte Option mehr; vielmehr begeben sie sich auf die Reise zu sich selbst und entscheiden sich, begleitet von fürsorglichen Fachkräften, für einen palliativen Weg. Organisationen wie der Verein »palliative zh+sh« oder der Lehrstuhl »Spiritual Care« an der Universität Zürich gehören zu den Vorreitern dieser neuen Entwicklung.
Auch wir kümmern uns seit der Gründung des Verlags um gesellschaftsrelevante Fragen, die eine Antwort verdienen. Unter diesem Credo entstehen seit dem Jahr 2000 Bücher, die dieses Versprechen – für uns eine Verpflichtung – dank kompetenten Autoren einlösen. Mit der neuen Reihe »rüffer & rub cares« gehen wir diesen Weg einen konsequenten Schritt weiter und widmen uns denjenigen Fragen, die sich jedem von uns eines Tages stellen. Den Auftakt macht das Buch »Reden über Sterben«.
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