#Rituals – Ein Tanz- und Perkussionsprojekt
Das Opernhaus Zürich hat mit #Rituals ein außergewöhnliches Projekt initiiert: Unter Anleitung von erfahrenen Choreografen und Musikern erarbeiten zwei Sekundarklassen eine eigenständige Performance aus Tanz und Perkussion und stehen zum ersten Mal auf der Studiobühne des Opernhauses.
Ein Großteil der Musikproben für #Rituals finden in einer ehemaligen Biskuitfabrik in Zürich-Wiedikon statt, einem denkmalgeschützten Wohn- und Gewerbegebäude. Eine Gruppe Schülerinnen und Schüler kniet aufmerksam vor Trommeln und Xylofonen in den unterschiedlichsten Formen und Größen. Die Teilnehmer der Perkussionsgruppe proben in einem hellen Raum mit grauem Holzboden und hoher Decke. Es ist kühl, die Akustik ausgezeichnet, ideal für das Üben an Schlaginstrumenten. Die Stiftung Thomas Dubs ist Besitzerin des Hauses und der Künstler Thomas Dubs der Erbauer des 120-teiligen Holzorchesters, mit dessen Instrumenten bei #Rituals ausgefallene Rhythmen und Klänge erzeugt werden.
Die fünfmonatigen Musikproben in der Biskuitfabrik sind intensiv und erfordern eine hohe Konzentration. Das merken auch Mannan-Jahn Maharajah und Daria Zrilic. Die beiden geben acht darauf, auch bei den schwierigsten Passagen mitzuhalten. Die Herausforderung: mit dem Instrument stets den Rhythmus zu halten und sich nicht vom Spiel der 19 Mitschülerinnen und Mitschüler ablenken zu lassen. »Ich habe Fortschritte gemacht«, findet Daria nach der dritten Probe. Sie ist eine lebhafte Schülerin, die sich beim Üben voll ins Zeug legt. Bis zu diesem Projekt hatte sie noch nie ein Instrument in der Hand gehalten und ist überzeugt: »Durch das Spielen in der Perkussionsgruppe habe ich gelernt, besser zu- und hinzuhören. Vor allem bei meinen Klassenkameraden und -kameradinnen.«
Ausgehend von Igor Strawinskys Le Sacre du printemps beschäftigen sich die Schüler mit dem Thema Rituale. Sie erfahren zudem aus erster Hand, was es bedeutet, professionell zu arbeiten. Unter Anleitung des bekannten Jazz-Schlagzeugers Lucas Niggli erschaffen sie zum Teil vertraute Rhythmusabfolgen, zum Teil ganz eigene Klangwelten. Im Laufe der Proben haben sie die Möglichkeit, an allen Instrumenten aus dem Holzorchester zu üben und sie auszuprobieren. Dabei handelt es sich um ein reiches Sammelsurium an Schlag- und Effekt-Instrumenten wie zum Beispiel der Zungentrommel, der Schrappe oder der Rätsche. »Mein Lieblingsinstrument ist die große Schlitztrommel, weil diese eindeutig am lautesten klingt«, meint Mannan-Jahn mit einem Lachen. Mannan-Jahn, der sich in seiner Freizeit mit vollem Einsatz anspruchsvollen Kampfsportarten wie Jiu-Jitsu, Judo und Karate widmet, möchte seine Sache auch bei #Rituals besonders gut machen. Zu Anfang verhalten, dann aber immer selbstsicherer, lässt er die Schlägel rhythmisch auf die große Schlitztrommel fallen.
Die Perkussionisten treffen gegen Ende der Vorbereitungen auf die Tänzer, die ihre Proben in der Zwischenzeit im Ballettsaal des Opernhauses absolviert haben. Ein weiterer intensiver Monat folgt, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre Darbietung perfektionieren und die Möglichkeit haben, einen Blick hinter die Kulissen des Opernhauses Zürich zu werfen. Es sind für sie Einblicke in eine völlig neue Welt: die der großen Bühnen. Vor 130 Leuten aufzutreten, das ist für Mannan-Jahn und Daria eine Premiere. Doch Aufregung ist bei den beiden (noch) nicht zu spüren. Im Gegenteil, sie freuen sich darauf, ihre einstudierte Performance endlich interessierten Zuschauern präsentieren zu können. Für die Teilnehmer von #Rituals ist das Projekt zudem eine Gelegenheit, das Zusammensein mit den Mitschülerinnen und Mitschülern noch ein letztes Mal ausgiebig zu genießen. Denn das Ende des Projekts bedeutet auch das Ende ihrer Schulzeit. Eine weitere ganz neue Welt erwartet sie, wenn sie nach dem Sommer die Lehre beginnen oder an eine andere Schule wechseln. Dann heißt es, sich an den noch ungewohnten Rhythmus des Arbeitsalltags und die noch fremden Rituale einer neuen Schulklasse zu gewöhnen.
Thomas Dubs liefert in seinem Buch »Das Holzorchester« visuelle Eindrücke und schriftliche Ausführungen zu den einzelnen Instrumenten.
Thomas Dubs | Das Holzorchester | 284 S. | Hardcover | ISBN 978-3-9524382-1-3 | CHF 44.00 | EUR 40.50
www.stiftungthomasdubs.org
Bildnachweis: © Laila Defelice
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